Da steht man da, wieder einmal, diesmal etwas älter dennoch nicht
reifer.
Man lernt ein weiteres Mal den Mann fürs Leben kennen und denkt sich diesmal
ist er es. Er ist toll und er ist genau der Mann den man sich schon immer
gewünscht hat.
Das Sein mit ihm entspricht so gar nicht mehr das eigene Sein, es fühlt sich
unheimlich gut an, endlich das Leben leben zu können wie man es sich schon
immer wünschte. Ein Mann, der eine Frau aus dem Schneckhaus holt, was durch die
unzähligen Liebschaften davor entstanden ist. Man vergisst alles gelernte, alle
gesellschaftlichen Regeln und lässt sich voll und ganz gehen. Ein schönes
Gefühl.
Das erste Date verläuft ganz typisch auf einem verlassenen Waldparkplatz.
Mit einem Sixxer Bier sitzt man im Kofferraum und erzählt sich gleich die
schlimmsten Horror Geschichten aus dem jeweiligen Leben. Der Angst trotzt man
und begleitet den Mann nach zwei Stunden des Geplänkels nach Hause. Im Wissen,
dass er einen Spaten auf seiner Dachbox hat und seine Ex Freundin
möglicherweise noch in der gemeinsamen Wohnung sein könnte. Das nenn ich mal
mutig und es schreit nach weiteren lustigen Ereignissen.
Bei ihm zu Hause angekommen, bemerken beide, welch großen Hunger sie doch
haben. Weder der Kühlschrank, noch die Speisekammer geben Essbares her. Also
macht man das erst erdenkliche und läuft nachts um halb eins zu der nächsten
Tankstelle und kauft Eier.
Nach dem der Hunger gestillt ist, legt man sich gemeinsam ins Bett und hat
Sex miteinander. Das ist ja auch in Ordnung, man kennt sich schließlich schon
seit sechs Stunden und es fühlt sich an, wie wenn man sich schon ewig
kennt.
Nach dem es langsam wieder hell wird, beschließt man doch nun endlich mal
nach Hause zu gehen um sich keine 24 Stunden später wieder zu sehen um das
zweite Date zu haben.
Da ist es dann an der Zeit für viele Sex Experimente, Sofa shoppen und eine
weitere Runde nächtlichen Rühreis.
Alles voll normal. Denn man kennt sich mittlerweile 60 Stunden und es ist,
als ob man sich schon ewig kennt.
Nach dem das zweite Date mehrere Tage dauerte, trifft man sich zum Dritten
erst, nach dem man maximal eine Nacht alleine Daheim war. Die Sehnsucht ist
schließlich groß und am Anfang ist es ja auch wichtig sich besser kennen zu
lernen und den ganzen Gesprächsstoff so schnell wie möglich los zu werden.
Außerdem lässt man sich gerne von den sexuellen Bedürfnissen leiten, die ja
nun, nach Kennenlernen des Seelenverwandten erst so richtig entflammen.
Die Höhen und Tiefen nehmen in den nächsten vier Wochen seinen Lauf. Ein
gemeinsamer Alltag ist entstanden, man freut sich auf den anderen und vergisst
sein altes Leben fast gänzlich. Die Gefühle explodieren. Die Schlafphasen
sind so kurz wie möglich um soviel Zeit miteinander zu verbringen, wie es nur
möglich ist. Beide sind so fasziniert von einander und können nicht genug
bekommen.
Irgendwann kommen dann die Fragen. Bei dem einen, meist weiblicheren Part, kommt
Fragen wie kann man sich an ihn binden, denn der erste Schritt ist ja nun mal
schon getan. Ist das jetzt eine Beziehung mit Zukunft? Wo führt das alles hin
und was ist mit den ganzen Pflichten die man eigentlich zu erledigen hat. Aber
man vergisst alles Unschöne schnell und träumt weiter die wunderbare Welt der
letzten Wochen. Es soll ja auch niemals enden.
Und plötzlich bemerkt man ihn. Der kleine ständiger Begleiter, der dir
jede deiner Beziehungen kaputt macht. Der, der die Gefühle in Gedanken
umwandelt und einen irgendwie lähmt. Ein Gedanke, den man einfach nicht
ignorieren kann, denn er wächst und macht sich mit allen Mitteln bemerkbar.
Er nennt sich Herr Übersturz. Natürlich auch im männlichen Geschlecht, sagt
er dir zuerst soviel Zeit wie möglich mit der neuen Flamme zu verbringen. ,,Man
hat sich soviel zu erzählen. Höre auf deine Gefühle. Du willst es doch"
Dies sind nur einige seiner Lieblingssätze.
Hört sich ja auch alles ganz wunderbar an. Also hört man auf ihn.
Bis man irgendwann das große Erwachen hat und wieder einmal bemerken muss,
dass der kleine hinterlistige Herr Übersturz auch diesmal das Ziel hatte, dem
Ganzen erst gar keine Zukunft geben zu lassen.
Man wurde wieder eingeholt von der Realität und der
Erkenntnis: ALLES BRAUCH SEINE ZEIT!!!
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